3. April 2010

Tiere haben Rechte!



Beschlossen auf der 36. Landesmitgliederversammlung vom 28.-29.Mai 2006 in der Domäne Hohenfels, Zollhaus (Rhein-Lahn-Kreis).

Tierrechte zu erforschen bedeutet auch, die grundlegenden Menschenrechte besser zu verstehen und zu legitimieren.
Menschen werden Grundrechte wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit, der Schutz vor Missbrauch und das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit zugesprochen. Tieren wird jedoch im Gegensatz dazu keines dieser Rechte zugesprochen. Aber ein Vergleich zwischen Mensch und Tier zeigt, dass diese einseitige Zusprechung von Rechten ethisch nicht rechtfertigbar ist.
Menschen besitzen ein Nervensystem, welches ihn die körperliche Unversehrtheit bedrohende Reize als Schmerzen oder gar Qualen erleben lässt. Doch dieses entscheidende Kriterium erfüllen auch viele Tierarten. Sie besitzen ein ähnliches Nervensystem, sie spüren Schmerzen und sie sind auch in der Lage, ihre Schmerzen zu artikulieren, auch wenn dies nicht immer für den Menschen wahrnehmbar ist.

Tierversuche – legales Verbrechen und wissenschaftlicher Irrweg

Tierversuche sind in fast allen Bereichen der Forschung, ob in der Pharma-, der chemischen und kosmetischen Industrie, der wehrmedizinischen, Ernährungs- und Umweltforschung oder im Rahmen von Impfstoffprüfungen, Krankheitsdiagnostik und universitärer Lehre grausamer Alltag. Über 2 Millionen Tiere werden so Jahr für Jahr allein in Deutschland zu Tode gequält (2 265 489 Tiere im Jahr 2004, Quelle: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz). Die Dunkelziffer ist beträchtlich, da die offiziellen Statistiken diejenigen Tiere, die bereits bei Zucht, Haltung und Transport sterben oder als „Überschuss“ sowie im Rahmen der studentischen Ausbildung getötet werden, nicht berücksichtigen. Ebenso wenig erfasst werden Tiere, die der Erstellung gentechnisch veränderter Linien dienen und getötet werden, weil sie die gewünschte genetische Veränderung nicht aufweisen (dies trifft nach Schätzungen auf 90-99% der zu diesem Zweck gezüchteten Tiere zu). Wirbellose Tiere wie Schnecken, Insekten und Krebse werden überhaupt nicht gezählt.
Es fällt also auf, wie gering die Informationsversorgung auf diesem Gebiet ist. Es gibt hierzulande kaum ein Thema, das trotz seiner enormen Brisanz so der öffentlichen Wahrnehmung entrückt ist wie dieses. Presseberichte sind äußerst selten zu finden, und enthalten meist von der Tierversuchslobby bewusst gestreute Fehlinformationen, die das Leid der Tiere verharmlosen und die Bevölkerung von der angeblichen Notwendigkeit der Experimente überzeugen sollen. Die Versuche finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, obwohl sie größtenteils durch Steuergelder finanziert werden.
Filmmaterial, das die Realität in Versuchslabors dokumentiert, ist nur mit versteckter Kamera zu bekommen und wird der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht. Für alle Produkte, die wir tagtäglich benutzen, mussten in irgendeiner Weise Tiere leiden. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern werden aber Informationen darüber vorenthalten, es besteht keine Kennzeichnungspflicht der betroffenen Produkte. Aber selbst wenn es diese gäbe, wäre oft eine Wahlmöglichkeit bei der Kaufentscheidung nicht gegeben. Die Art der Behandlung dieses Themas in der Öffentlichkeit ist in keiner Weise mit den Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft vereinbar.

Hauptargument für das Durchführen von Tierversuchen und einziger Grund für die Akzeptanz der Versuche in Teilen der Bevölkerung ist der Glaube an den Nutzen der Versuche für die Menschheit. Dabei handelt es sich jedoch um einen Irrglauben!
Die einzigen, die von Tierversuchen profitieren, sind diejenigen, die sie durchführen oder durchführen lassen, denn der Handel mit lebenden Wesen, teilweise schon voroperiert mit eingesetzten Messgeräten oder entfernten Organen, und der passenden Laborausstattung ist ein florierendes, perverses Geschäft.
Die Propaganda will uns glauben machen, dass Tierversuche notwendig seien, um Produkte für die Verbraucherinnen und Verbraucher sicher zu machen und dass ohne sie kein medizinischer Fortschritt möglich sei. Häufig wird Tierversuchsgegnern Menschenfeindlichkeit unterstellt, da sie die Möglichkeit der Heilung von Krankheiten verhindern wollten. Das ist nicht wahr.
Die GRÜNE JUGEND Rheinland-Pfalz spricht sich ganz klar für die weitere Erforschung bislang unheilbarer Krankheiten aus. Natürlich ist es in unserem Sinne, dass möglichst vielen kranken Menschen geholfen werden kann. Aber wahrer Fortschritt in der Medizin ist nur ohne Tierversuche zu erreichen. Die „Reparatur-Medizin“ muss durch ein ganzheitliches Konzept ersetzt werden, bei dem Prävention im Mittelpunkt steht. Auch Laien werden verstehen, dass es keinen Sinn hat, im Tiermodell künstlich menschliche Krankheiten nachzuahmen, anschließend Mittel zu erfinden, die die Symptome beim Tier beseitigen und dann zu glauben, dass das beim Menschen ebenso funktioniere. So werden beispielsweise unbetäubten Hunden Schlingen um eine Herzkranzarterie zugezogen, um einen Herzinfarkt zu simulieren. Es ist offensichtlich, dass mit solchen Methoden nicht die unzähligen Faktoren, die beim Menschen an der Entstehung solcher Zivilisationskrankheiten beteiligt sind, wie ungesunde Lebens- und Ernährungsweise und Stress, nachgeahmt werden können. Hinzu kommt, dass generell die Übertragbarkeit der Ergebnisse von Tierversuchen auf den menschlichen Organismus stark angezweifelt werden muss. Im Tierversuch kann alles und nichts bewiesen werden, je nachdem, wie die Industrie es gerade braucht. So ergab eine von der Tabakindustrie in Auftrag gegebene Studie mit Ratten, dass Tabakrauch nicht krebserregend ist.
Es gibt auch unzählige Beispiele von Stoffen, die vom Tier vertragen werden und vom Menschen nicht und umgekehrt. So sterben zum Beispiel Meerschweinchen an kleinen Mengen Penicillin, während es bekanntermaßen für den Menschen sehr hilfreich sein kann. Ratten sind äußerst unempfindlich gegen Asbest, während es beim Menschen hoch krebserzeugend ist. Schafe vertragen Arsen, während Menschen daran sterben. Auch unterhalb der Arten gibt es erhebliche Unterschiede in den Reaktionen des Organismus. Dergleichen gibt es unendliche Beispiele mehr.
Ein weiterer Punkt ist, dass Tiere keine Auskünfte über Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Depressionen geben können. Der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor schädlichen Substanzen ist ein wichtiges und gutes Ziel, aber eben nicht mit Tierversuchen zu erreichen. Diese gaukeln lediglich eine Sicherheit vor, die in Wahrheit nicht gegeben ist.
Wissenschaft mit Tierversuchen kann also nicht nur aus moralischen Gründen nicht als gute Wissenschaft bezeichnet werden.
Die Medizin der Zukunft gewinnt Erkenntnisse anhand von klinischer Beobachtung von PatientInnen, durch Epidemiologie (Bevölkerungsstudien), In-vitro-Methoden, z.B. mit Zellkulturen, und Computertechniken.

Die Gesetzgeberin schreibt Tierversuche in einer Vielzahl von Fällen vor, beispielsweise im Arzneimittelgesetz, Chemikaliengesetz, Futtermittelgesetz, Gentechnikgesetz, Infektionsschutzgesetz, Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz, Pflanzenschutzgesetz oder Tierseuchengesetz (Tierschutzbericht der Bundesregierung 1999 und 2004). All diese Gesetze dienen dem Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher. Trotzdem lag der Anteil der Tierversuche, die auf Grund von gesetzlichen Vorschriften durchgeführt wurden, im Jahr 2004 lediglich bei 15,4 Prozent. Dieser niedrige Anteil ist auch auf den verstärkten Einsatz von tierversuchsfreien Methoden zurückzuführen.
Diese Tatsache ist der deutlichste Beweis dafür, dass das von einem Großteil der Bevölkerung unreflektiert wiedergegebene Argument der Notwendigkeit von Tierversuchen aus VerbraucherInnenschutzgründen nicht haltbar ist.
Der überwältigende Teil der Versuche fällt also in den Bereich der Grundlagenforschung, die lediglich dazu dient, wissenschaftliche Neugier zu befriedigen und einzelnen WissenschaftlerInnen hilft, sich zu profilieren und zu bereichern auf Grund von Erkenntnissen, die die Menschheit nicht braucht.
Diese Versuche sind also moralisch besonders verwerflich.

Dennoch muss betont werden, dass die GRÜNE JUGEND Rheinland-Pfalz jegliche Art von Experiment am lebenden oder eigens zu Forschungszwecken getöteten Tier aus ethischen Gründen kompromisslos ablehnt; ein eventuell von dem Versuch zu erwartender Nutzen darf nicht als Legitimation für den Versuch dienen.
Wir fordern die sofortige und konsequente Abschaffung aller Tierexperimente und eine komplette Umstellung auf alternative Methoden sowie deren Weiterentwicklung.

Vivisektion ist nach meiner Auffassung das schwärzeste von allen schwarzen Verbrechen, deren sich der Mensch heute gegenüber Gott und seiner Schöpfung schuldig macht.
Mahatma Gandhi (1869-1948)

Tierliebe statt Gleichgültigkeit

Für die Anerkennung des Rechts auf Leben und des Rechts auf körperliche Unversehrtheit von empfindungsfähigen Tieren durch den Menschen sprechen auch anthropologische Gründe. Menschen, die Lebewesen Gewalt zufügen und die qualvollen Reaktionen dieser Lebewesen tolerieren, laufen Gefahr, gegenüber solchen Reaktionen abzustumpfen.
Es ist wahrscheinlich, dass viele FleischesserInnen, besonders Kinder, sich nicht tiefer gehend mit dem von ihnen verursachten Leid der Tiere auseinandersetzen. Häufig haben Kinder, aber auch Erwachsene, eine Scheu, Tiere zu verzehren, die sie vorher gekannt haben. Dies zeigt, dass eine gewaltige Verdrängung stattfindet. Unterstützt wird diese Verdrängung durch den perversen Umgang insbesondere der Fleischindustrie mit diesem Thema: Auf Metzgereischaufenstern sind lachende, liebenswürdige Schweine, fröhliche Kühe und gackernde Hühner zu finden, die jedes Kind ins Herz schließen möchte. Die Botschaft dieses Schaufensters ist eine Aufforderung zur Tierliebe. In den Theken allerdings liegen die Überreste der gleichen Tiere. Die von den Theken ausgehende Botschaft lautet: Tiere sind niedere Lebewesen, die der Mensch töten und sich von ihnen ernähren darf. Diese widersprüchlichen Botschaften, die nicht nur von Metzgereien, sondern auch vom elterlichen Umgang mit den Tieren ausgehen, insofern die Eltern nicht offen und aufgeklärt mit dem Thema Fleischkonsum umgehen und gleichzeitig ihre Kinder auf den Bauernhof oder in den Streichelzoo mitnehmen, erzeugt eine Verunsicherung, die nur durch Verdrängung ertragen werden kann. Die GRÜNE JUGEND RLP hält es für sehr problematisch für die persönliche Entwicklung der Kinder und damit der Gesellschaft, Kinder auf diese Art und Weise zu Tierliebe und Gleichgültigkeit gegenüber Tierleid zugleich zu erziehen.

Damit sich (junge) Menschen einfacher aus diesem Paradoxon befreien können, ist eine Anerkennung von VegetarierInnen und VeganerInnen zwingend notwendig. Öffentliche Einrichtungen, vor allem Schulen und Kindergärten/Kindertagesstätten müssen vegetarische und vegane Kost anbieten. In Schulen muss die Möglichkeit einer gesunden vegetarischen Ernährung zumindest genannt werden, um den populären Irrtum, der Mensch benötige tierische Nahrungsmittel, zu beseitigen.
Um VegetarierInnen und VeganerInnen die Wahlfreiheit zu ermöglichen, müssen verbindliche Siegel nach Vorbild des EU-Öko-Siegels geschaffen werden. Es ist unzumutbar, hunderte von Zutaten mit kryptischen Namen auf ihre Fleischfreiheit nachschlagen zu müssen. Langfristig strebt die GRÜNE JUGEND Rheinland-Pfalz aufgrund der ausgeführten ethischen und moralischen Bedenken ein gesellschaftliches Umdenken hin zu einer Gesellschaft, die kritisch und bewusst mit tierischen Produkten umgeht, an. Des Weiteren möchten wir einen gesellschaftlichen Prozess anstoßen, der zu einer vegetarischen Gesellschaft führt.

Umweltschutz ist Tierschutz

Viele der heute noch existierenden Spezies sind vom Aussterben bedroht. Biodiversität, also Artenvielfalt, genetische Vielfalt und Vielfalt von Ökosystemen, ist eine unverzichtbare Notwendigkeit für das Ökosystem Erde. Das weltweite Artensterben bedroht diese Vielfalt in immer stärkerem Maße. Um diesen Prozess aufzuhalten, müssen wir sowohl in Rheinland-Pfalz, als auch weltweit handeln.
Die GRÜNE JUGEND RLP setzt sich deshalb dafür ein, dass das im Jahre 1992 in Rio beschlossene Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) konsequent umgesetzt wird. Ziel ist es, den fortschreitenden Verlust an biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2010 zu stoppen. Die GRÜNE JUGEND RLP setzt sich auch weiterhin für die notwendigen Maßnahmen ein, die den Verlust an biologischer Vielfalt verhindern ein. Hierzu zählen zum Beispiel der Schutz sensibler Naturgebiete vor Kontamination mit gentechnisch veränderten Organismen oder der Erhalt der letzten zusammenhängenden Naturräume.

Rund 20% der rheinland-pfälzischen Landesfläche sind Naturräume, die sich durch eine große Vielfalt (Diversität) der Flora und Fauna auszeichnen. Hinzu tritt vielerorts (noch) eine gewachsene Kulturlandschaft mit Entwicklungspotenzialen, die durch schonende, naturnahe land- und forstwirtschaftliche Nutzung einen zusätzlichen Beitrag zur Artenvielfalt leisten kann. Die SPD-Landesregierung, aber vor allem auch ihr rot-gelbes Vorgängermodell, hat es bisher trotz aller Ankündigungen nicht geschafft, dem Naturschutz und dem Schutz der Lebensgrundlagen einen zentralen Stellenwert in ihrer Politik einzuräumen.
Als besonders gravierendes Problem betrachtet die GRÜNE JUGEND RLP den ungebremsten Flächenverbrauch. Die anhaltende Versiegelung und Zerstückelung der Landschaft führt zu einer Gefährdung der natürlichen Lebensräume mit der Folge eines Verlustes besonders der genetischen Vielfalt, sowohl in der Tier- als auch Pflanzenwelt, bis hin zum Aussterben seltener Arten.
Die GRÜNE JUGEND RLP will mehr Natur in Rheinland-Pfalz! Eine intakte Natur und funktionierende Ökosysteme sind die Lebensgrundlage nicht nur für uns Menschen, sondern besonders auch für die heimischen Tierarten. Dies gilt besonders für die akut in ihrem Lebensraum bedrohten Arten, etwa die Mopsfledermaus. Ein Ausbau des Flughafens Hahn ist nicht nur, aber besonders deshalb, nicht tolerierbar.



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