3. April 2010

Jugend braucht Perspektiven: Ausbildungsoffensive jetzt!



Beschlossen auf der 27. LMV der GJ-RLP am 09.05.2003 in Mainz

Laut Landesarbeitsamt Rheinland-Pfalz-Saarland sind bis Ende März 11,2 % weniger Ausbildungsplätze gemeldet worden als im Vorjahr. Für einen rein rechnerischen Ausgleich zwischen Ausbildungsplatzangebot und Nachfrage fehlen in Rheinland-Pfalz für ein ausreichendes Angebot, bei 23.500 gemeldeten BewerberInnen um einen Ausbildungsplatz, noch mindestens 9600 Ausbildungsplätze. Das Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten geht, regional unterschiedlich, in nahezu allen Berufsfeldern zurück.

Die Bundesregierung steuert dieser Entwicklung mit sozial- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen entgegen. Beispielsweise sei hier das Jugendsofortprogramm JUMP erwähnt, durch das seit 1999 mehr als 500000 junge Menschen eine zusätzliche Ausbildung und Beschäftigung bekommen haben. Jetzt sollen ausbildungshemmende Bestimmungen abgeschafft und die Berufsausbildung weiter modernisiert werden. Bereits im Mai will das Bundeskabinett die Ausbildereignungsverordnung für fünf Jahre aussetzen, um Unternehmen und Unternehmensgründern die Ausbildung zu erleichtern. Das Programm „Kapital für Arbeit“ wurde bereits für die Einstellung von Ausbildungssuchenden geöffnet.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat im Gegensatz dazu im Nachtragshaushalt 2003 zwei Millionen € für die Ausbildungsplatzförderung gestrichen. Das ist für die GJ-RLP skandalös.

Grundsatz junggrüner Politik war, ist und bleibt: Jeder junge Mensch in Rheinland-Pfalz hat das Recht auf einen erfolgreichen Start ins Erwerbsleben, in eine selbstbestimmte und selbstverantwortete Existenz.

Jetzt nicht genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen bedeutet, in den kommenden Jahren eine ganze Generation von ArbeitnehmerInnen „wegbrechen“ zu lassen, die dann die Verantwortung tragen und die dringend gebrauchten finanziellen Ressourcen erarbeiten sollen, um unser gesellschaftliches und soziales System aufrechtzuerhalten.

Wir können und dürfen es uns nicht leisten, Jugendliche von der Schule direkt in die Sozialhilfe zu schicken und sie dauerhaft in die Perspektivlosigkeit zu entlassen.

Deshalb will die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz gerade jetzt in dieser Situation jedem jungen Menschen, der unsere allgemeinbildenden Schulen verlässt, ein angemessenes Angebot für einen erfolgreichen Start machen, sei es an den Hochschulen, in der beruflichen Ausbildung innerhalb und außerhalb des Dualen Systems oder durch Unterstützung, Förderung und jegliche Art von Qualifizierung für Benachteiligte. Wir wollen und dürfen auf diesem Weg niemanden „verlieren“, denn wir können es uns weder heute noch morgen leisten, auch nur einem einzigen jungen Menschen keine Zukunftsperspektive zu ermöglichen.

Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz will landesweit und regional mit allen Verantwortlichen für das Duale System, also den Arbeitsverwaltungen, den Kammern, den Verbänden, den Gewerkschaften und anderen sozialen Trägern und Initiativen, die im Bereich Ausbildung und Qualifizierung von Jugendlichen arbeiten, in einen konstruktiven Dialog über die aktuelle Krisenbewältigung, aber auch über die Zukunft des Dualen Systems der Berufsbildung eintreten. In der derzeitigen krisenhaften Entwicklung darf es im Interesse der jungen Menschen keine Tabus in der politischen Diskussion geben.

In einem solchen Dialog sind aus Sicht der Grünen Jugend Rheinland-Pfalz folgende Punkte besonders wichtig:

  • Zur Zeit stellt die Wirtschaft das Duale System der Berufsausbildung massiv in Frage, da sie ihren von ihr selbst für sich reklamierten Aufgaben und Versprechungen, allen jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen, nicht nachkommt. Sie stellt nicht genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung. Es ist nicht länger hinzunehmen, dass nur noch 30 % der Betriebe sich verantwortlich fühlen, junge Menschen auszubilden. Wir appellieren an dieser Stelle an die Betriebe, auch über den eigenen Bedarf hinaus auszubilden. Vor diesem Hintergrund halten wir es für berechtigt, eine Ausbildungsplatzabgabe für ausbildungsfähige, aber ausbildungsunwillige Unternehmen zu fordern, eine finanzielle Beteiligung nicht ausbildender Betriebe an den Kosten der betrieblichen Ausbildung. Hierbei geht es uns neben der Finanzierung zusätzlicher Ausbildungsangebote auch um einen gerechten, auch finanziellen Ausgleich, besonders zugunsten der vielen kleinen und mittelständischen Betriebe, die ihren Ausbildungsverpflichtungen in vorbildlicher Weise nachkommen.
  • Nicht nur JUMP, sondern auch die vielen anderen guten und bewährten Unterstützungs- und Förderstrukturen im Jugend- und Ausbildungsbereich  müssen nicht nur erhalten, sondern auch ständig verbessert und bei Bedarf ausgeweitet werden. Mittelkürzungen im Bereich der Bundesanstalt für Arbeit müssen spätestens bei den Förderungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für junge Menschen ein Ende haben und dürfen nicht dazu führen, junge Menschen vom Arbeits- und Ausbildungsmarkt auszugrenzen. Es müssen hier noch in diesem Jahr mehr Mittel bereitgestellt werden.
  • Auf Landesebene müssen die berufsbildenden Schulen zu Zentren für berufliche Aus- und Weiterbildung ausgebaut werden. Hier muss es auch möglich werden, wenn möglich zusammen mit außerschulischen Partnern, vollständige berufliche Ausbildungen durchzuführen. Das Angebot an beruflichen Wahlschulen ist erheblich zu verbessern und auszubauen. Wir fordern die Landesregierung auf, die Kürzungen im Wirtschaftsministerium zur Ausbildungsplatzförderung zurückzunehmen.
  • Vor allem für auf dem Ausbildungsmarkt benachteiligte Jugendliche sollen an den berufsbildenden Schulen sowohl Ausbildungsvorbereitungen als auch Ausbildungen durch Qualifizierungsbausteine (Module) erleichtert werden.
  • Jungen Menschen, denen ohne Ausbildung ein Start in die Arbeitswelt „gelingt“, muss immer ein Tor offen stehen, über Qualifizierungsmodule eine anerkannte berufliche Ausbildung doch noch zu erreichen.
  • Um gegen Jugendarbeits- und ausbildungslosigkeit erfolgreich agieren zu können, bedarf es unbedingt der freien Träger, die bereits seit Jahren auf diesem Feld erfolgreich und kompetent tätig sind. Es ist erforderlich, dass es insbesondere auf örtlicher Ebene eine intensive Zusammenarbeit der Arbeitsämter mit den Trägern der Jugendhilfe gibt, und zwar gleichberechtigt auf „Augenhöhe“.

Diese möglichen Maßnahmen müssen insbesondere regional koordiniert werden. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass mit Beginn des folgenden Ausbildungsjahrs allen jungen Menschen, die die allgemeinbildenden Schulen verlassen, ein adäquates Angebot für den Start in eine selbstbestimmte und selbstverantwortete berufliche Zukunft unterbreitet werden kann.

Für uns, die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz steht fest:
Eine gute Ausbildung junger Menschen ist die beste Investition in die Zukunft!

Sowohl Wirtschaft als auch Politik müssen sich dieser großen Herausforderung stellen. Dazu werden wir unseren Beitrag leisten.



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