3. April 2010

Bildung ist die Zukunft!



Beschlossen auf der 26. LMV der Grünen Jugend Rheinland-Pfalz am 30.11.2002

In vielen Bereichen werden derzeit überfällige Änderungen an Bildungssystemen vorgenommen. Diese Änderungen basieren oft aus Erfahrungen die aus der PISA-Studie gezogen wurden. Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz begleitet diese Entwicklung kritisch und produktiv. Wie bringen uns in die Diskussion ein und machen Vorschläge für ein besseres Bildungssystem an Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen und zeigen auf wo eine Entwicklung in die falsche Richtung läuft.

Studiengebühren:
Gute Bildung braucht ihre Zeit!

In den verschiedensten Ausprägungen werden derzeit deutschlandweit Modelle ausgearbeitet und verabschiedet die alle eines gemeinsam haben: Studenten sollen die Finanzierung des Studiums, was eine gesellschaftliche Aufgabe ist, selbst übernehmen. Wir brauchen in Deutschland mehr gut ausgebildete junge Menschen! Es darf nicht sein, dass die fehlende Finanzkraft des Elternhauses den Besuch einer Hochschule verhindert. Daher steht die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz eindeutig hinter den Protesten der Studierenden in Rheinland-Pfalz die sich gegen jegliche Form von Rückmelde- und Langzeitstudiengebühren richten.

Das informationelle Selbstbestimmungsrecht:
Volljährig un(d) mündig?

Mit der Beschneidung von Grundrechten und dem Aushöhlen des Datenschutzes versucht neuerdings die Rheinland-Pfälzische Landesregierung Probleme zu lösen. Mit der Einschränkung des Informationellen Selbstbestimmungsrechts im Schulgesetz sollen schreckliche Taten wie in Erfurt verhindert werden. Diese Regelung wäre kontraproduktiv und purer Aktionismus! Statt der Entmündigung Erwachsener sollte besser präventiv im Schulsystem gearbeitet werden. Dafür muss der Schulpsychologische Dienst ausgeweitet werden und die freie Wahl einer Vertrauensperson gewährleistet sein. Die Förderung der Schwächeren und die Stärkung persönlicher Fähigkeiten ist viel effektiver, sie verhindert nicht nur Amokläufe an Schulen sondern wirk auch den Ergebnissen der PISA-Studie entgegen.

GATS:
Die Bildung steht nicht zum Verkauf!

Das „General Agreement on Trade in Services” der WTO soll für einen freien Wettbewerb bei Dienstleistungen wie Bildung und Kultur sorgen. Ab 2005 treten dann private wie staatliche Bildungseinrichtungen in einen ruinösen Wettbewerb um die reichsten Elternhäuser und die dicksten Staatssubventionen. Hohe Bildungsgebühren an „guten“ Hochschulen oder Schulen werden die soziale Mobilität unserer Gesellschaft noch stärker einschränken und damit Chancengleich verhindern. Nach einem abgeschlossenen Studium hat man dann entweder den Makel an einer billigen Hochschule studiert zu haben oder sitzt auf einem riesigen Schuldenhaufen. Bildung darf nicht von der Wirtschaft abhängig sein! Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz fordert dass die Diskussion über GATS endlich aus den Hinterzimmern der WTO ins Licht der Öffentlichkeit kommt und das Europäische Parlament laufend über die Beratungen Berichte erhält. Letztendlich müssen die nationalen Parlamente über diese Belange entscheiden und nicht undemokratische Gremien wie die WTO!

Neue Lern- und Lehrkultur:
Schule als Lern- und Lebensort

Das jetzige unflexible und selektierende Bildungssystem muss einer intensiven, integrierten und individuellen Förderkultur an den Schulen weichen. Statt soziale Benachteiligungen zu zementieren muss eine Chancegleichheit für Alle erreicht werden. Bei den Bildungschancen von Kindern aus sozial schwachen Familien liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit abgeschlagen im letzten Drittel. Statt Noten muss die Möglichkeit einer differenzierteren Darstellung der Leistungen einer/s Schülerin/s gegeben werden. Möglich wäre dies etwa mit Lerntagebüchern.

Die Schule muss neben Wissen auch den „Spaß am Lernen“ vermitteln. Statt eines strikten 45-Minuten-Einheits Rhythmus muss die Bildungsvermittlung Entzerrt und die Möglichkeit zu einem spannenden Unterricht gegeben werden. An Ganztagsschulen sollen statt bloßer nachmittäglicher Aufbewahrung die Angebote an Arbeitsgemeinschaften, Clubs, Musizieren, Sport, Praktika, Werken und Lernen verbessert und verknüpft werden.

Gerechtigkeit:
Bildung für Alle

In allen Bereichen der Bildung, angefangen im Kindertagesstätte bis hin zur Hochschule, muss immer die Chancengleichheit gewahrt bleiben. Eine große Rollen spielt hier die Integration von ausländischen Kindern schon im frühen Alter. Die Schlüsselrolle für diese Aufgabe fällt vor allem den Kindertagesstätten und Grundschulen zu, da hier die Grundlagen für einen persönlichkeitsgerechten Bildungsabschluss gelegt werden. Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz fordert daher die zielgenaue Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund möglichst schon vor dem Schuleintritt. Die Förderung persönlicher Stärken und die individuelle Förderung von Schwächen statt der „Sitzenbleiber-Logik“, ein integratives Schulsystem ohne Unterteilung in verschiedene Schulformen statt viel zu früher Differenzierung schaffen ein leistungsgerechteres Bildungssystem und sorgt für besser Noten im PISA-Vergleich. Die Absenkung der Klassenstärken und ein viel individuellerer Unterricht sind dafür notwendig, eine bessere und praxisnähere LehrerInnenausbildung unumgänglich. Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz fordert für alle Menschen die Möglichkeit nach einer Bildungskarriere unabhängig von Einkommen und Bildung der Eltern ein. Eine höhere Studienfinanzierung für finanziell schwach gestellte Studierende und besser Studienberatung müssen gewährleistet werden.

Demokratie lernen:
Mitbestimmung und Partizipation an Schulen und Hochschulen

Die Verfasste Studierendenschaft ist inzwischen im Hochschulrahmengesetz festgeschrieben. Das ist ein großer Erfolg für junge Grüne Politik. Die Studierendenvertretungen fördern die demokratische Mitgestaltungskultur und tragen einen Teil zur überfälligen Demokratisierung der Hochschulen bei. In diese Richtung muss weiter gegangen werden und die Gleichstellung der Studierenden zu ProfessorInnen, DozentInnen und MitarbeiterInnen erreicht werden.

Auch an Schulen ist noch viel zu tun. Die Möglichkeiten der Mitbestimmung durch SchülerInnen ist unterentwickelt. Eine Gestaltung eigener Interessen ist oftmals unmöglich. Die Mitbestimmungsrechte der SchülerInnenvertretung müssen gestärkt werden und die Beteiligung an pädagogischen Konzepten ermöglicht werden. Auch müssen SchülerInnen in kommunalen, Landes- und Bundesgremien (Auschüssen) mit allen Rechten von Menschen aus ihrer Mitte (Schülervertretungen) vertreten sein, um die wirklichen Interessen der jungen Menschen zu artikulieren.

Unterricht:
Besserer Unterricht mit modernen Konzepten

Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz fordert die Entwicklung neuer und moderner Unterrichtskonzepte. Neben der Vermittlung von Wissen muss auch der Spass am Lernen und die Stärkung von sozialen Kompetenzen im Zentrum stehen. Wichtig für das Verstehen und das Aneignen von Kompetenzen ist die ausgeprägte Gruppenarbeit und die Abkehr vom Frontalunterricht. Unerlässlich für das produktive Vermitteln von Wissen ist die Absenkung der Klassenstärken, besonders in den frühen Klassenstufen sowie in der derzeitigen Grundschule. Auch die Ausbildung der LehrerInnen muss nah an der Praxis der neuen Unterrichtskonzepte geschehen.

Betreuung:
Ganztagsschule

In Deutschland setzt sich endlich das Konzept der Ganztagsschulen durch. Neben der Zugesagten Förderung der Ganztagsschulen durch die Bundesregierung muss auch in jedem Bundesland durch die Landesregierungen die Infrastruktur an den Schulen geschaffen werden. Neben einer Mensa muss auch Möglichkeit für die kreative Ausgestaltung am Nachmittag gegeben sein. Ein ausreichend großes Angebot für Sportmöglichkeiten und Kultur und Musik kann einen geeigneten Rahmen für ein sinnvolles Konzept des nachmittäglichen Unterrichts sein.

Frühkindliche Erziehung:
Jung und schlau!

Einen wichtigen Aspekt zur besseren Integration von MigrantInnen in die Gesellschaft und das Bildungssystem ist eine ausgeprägtere frühkindliche Erziehung auch schon im Kindertagesstätte. Allerdings soll statt der Verschulung von Kitas usw. auf eine spielerische Vermittlung von Wissen gesetzt werden. Eine wichtige Aufgabe der frühkindlichen Erziehung ist die Aneignung der deutschen Sprache für Kinder mit Migrationshintergrund und Sprachschwächen. Wenn diese Grundlagen in einem frühen Alter gesetzt werden ist der spätere Bildungsprozess für alle Beteiligten einfacher und produktiver.

Qualitätskontrolle:
Jährlicher Bildungsbericht der Landesregierung

Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz fordert die Landesregierung auf einen jährlichen Bildungsbericht vorzulegen. Dieser soll jährlich über die Fortschritte in der Integration von Ausländerkindern und Kinder mit Migrationshintergrund darlegen. Weiterhin soll die Öffentlichkeit über Infrastrukturmaßnahmen im Bildungsbereich unterrichtet und die Entwicklung der Anzahl der LehrerInnen dargestellt werden. Eine Aufschlüsselung der Kosten für einen Schüler in den jeweiligen Schulsystemen bringt Transparenz. Außerdem sollen neben diesen Informationen auch relevante Informationen über Konzepte der Landesregierung zur Verbesserung der Leistungen der SchülerInnen auf der Basis der letzten PISA-Studie geben. Durch diesen Bildungsbericht soll das Thema Bildung in der Bevölkerung in einen größeren Fokus gestellt werden und zu Diskussionen über die Zukunft und Entwicklung des Rheinland-Pfälzischen Bildungssystem geben.



← zurück